Auswanderung, Zionismus, Revolution

Rolf Verleger: Die jüdische Frage im Zarenreich als Schlüssel zum Verständnis von Israels und Deutschlands Gegenwart
Vortrag und Diskussion

Das russische Zarenreich war von 1795 bis 1917 das größte jüdische Zentrum der Welt. Von hier ging alles aus: Antisemitismus und Zionismus, nationalreligiöse Ideologie, sozialistische Bund-Bewegung, jüdische Sozialisten, jüdische Auswanderung nach Amerika und nach Mittel- und Westeuropa und am Ende die Zunahme des Antisemitismus in den Einwanderungsländern, vor allem in Deutschland.

In diesem historischen Zusammenhang ist die sozialistische Bewegung der Gegenspieler des Zionismus beim Aufbruch des Judentums in die Moderne. Dies wirkt bis in unsere Gegenwart hinein.

Frappierende Ähnlichkeiten zwischen damals und heute zeigen sich zwischen der "Judenfrage" vor 100 Jahren und der "Flüchtlingsfrage", zwischen den russischen Sozialisten und dem Aufbruch nach 1968. Der Zionismus aber, entstanden als Emanzipationsbewegung einer diskriminierten Minderheit, hat mit dem Landraub in Palästina und der fortwährenden Diskriminierung der Palästinenser nicht mehr sondern weniger Gerechtigkeit geschaffen, nicht nur im historischen Palästina.

 

Zum Referent:

Prof. Dr. Rolf Verleger, Jahrgang 1951, ist Psychologe und hat bis 2017 an der Universität zu Lübeck gearbeitet. Er ist Sohn zweier Überlebender der Vernichtung des europäischen Judentums.

Von 1999 bis 2001 war er Vorsitzender des Selbstverwaltungsrats Schleswig-Holstein in der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, von 2001 bis 2005 Vorstandsmitglied der neugegründeten Jüdischen Gemeinde Lübeck und von 2005 bis 2009 Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland. Er ist überzeugt, dass das Judentum ein erneuertes Leitbild von Befreiung, Erlösung und Nächstenliebe braucht, um den heutigen nationalreligiösen Fanatismus zu überwinden. Daher engagiert er sich für Gerechtigkeit.

Beginn: 
Do, 22.11.2018 19:00
Veranstalter: 
Israel-Palästina-Solidaritätskreis DA / Prof. Dr. Franz Fujara (Evenari-Forum, TUD)
Ort: 
TU Darmstadt, G.-Herzberg-Hörsaal
Adresse: 
Hochschulstraße 6, Raum S2/07 -167
Kontakt: 
Günter Blank - guenter_blank@yahoo.de