GRÂNDOLA

Poesie und Politik: Lieder und Berichte aus Portugal
Konzert/Fest

„Grândola, vila morena“Konzert mit Francisco Fanhais

Zum 45. Mal jährte sich im April 2019 die Nelkenrevolution, bei der die Portugiesen sich von der Diktatur befreiten, die dort seit den 1930er-Jahren herrschte. Diese Revolution ist nicht vorstellbar ohne die aufwühlenden Lieder der Generation von José Afonso, Luis Cília, Francisco Fanhais – Liedermacher, die ganz in ihrem unmittelbaren Umfeld verankert waren und gleichzeitig einen weiten Blick entwickelten und einforderten, ein brüderlich-schwesterliches Herz. Ganz so, wie es in dem Lied „Grândola, vila morena“ heißt, dem Lied, das zum Signal für den Aufstand der Streitkräfte in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1974 wurde: „Grândola, braungebrannte Stadt, Land der Brüderlichkeit. In dir bestimmt das Volk. An jeder Ecke ein Freund, in jeder Hinsicht Gleichheit.“

In den letzten Jahren ist das Lied in Portugal zur Hymne gegen die Austeritätspolitik der sogenannten Troika geworden, zum Signal an die Mächtigen im eigenen Land und in der EU, dass man sich nicht gegenseitig ausspielen lassen will von alten und neuen Nationalismen.

Wir haben Francisco Fanhais eingeladen, der das Lied einst im Exil in Paris mit José „Zeca“ Afonso aufgenommen hat. Wir wollen mit ihm „Grândola“ singen. Wir wollen seine Lieder hören, und wir wollen über den Tellerrand schauen: Was können wir hier von den Debatten um die linke Regierung in Portugal lernen? Was sind die Herausforderungen, denen sich die linken Parteien, die dort gewählt wurden, stellen müssen?

Sie zeigen uns vor allem eines: Es gibt Alternativen gegen die „alternativlose“ neoliberale Ausrichtung und Formierung des politischen Horizonts. Wir wollen über ein anderes Europa reden, und über die Linke in Portugal zwischen Poesie und Realismus. Darüber, was die Menschen in Europa vereint jenseits von Brüssel, Europarat und EZB.

Wir gedenken aber auch eines anderen Ereignisses, das sich am 19. Mai zum 65. Mal jährt: 1954 wurde die Landarbeiterin Catarina Eufémia von Schergen des Regimes erschossen, als sie sich auf einer Versammlung für umgerechnet einen Euro mehr Tageslohn einsetzte. Heute versammeln sich wieder Landarbeiter*innen an ihrem Grab, Menschen aus Thailand, Rumänien, Ghana oder Pakistan. Die moderne, hyperintensive Landwirtschaft knüpft ungeniert an die alte Ausbeutungstradition an. Qualitätsprodukte wie Wein und Olivenöl, die wir hier so schätzen, werden im Alentejo produziert durch harte, möglichst schlecht bezahlte Arbeit von rechtlosen Tagelöhner*innen, Migrant*innen aus fernen Ländern: auch das ein europäisches Thema, das uns nicht gleichgültig lassen darf.

Deshalb werden die Überschüsse aus den Spenden des Konzerts an die Vereinigung SOLIM weitergeleitet, die für die Legalisierung der Migrant*innen auf den Gütern des Alentejo kämpft (Infos: www.solimimigrante.org).

Im Anschluss:„Convivio“ mit Wein und Kleinigkeiten zu essen

Beginn: 
So, 19.05.2019 17:00
Eintritt: 
Spenden willkommen
Veranstalter: 
DGB-Bildungswerk Hessen
Ort: 
DGB-Haus Frankfurt, Willi-Richter-Saal
Adresse: 
Wilhelm-Leuschner-Str. 69–77 (Nähe Hauptbahnhof)
Stadt: 
Frankfurt
Kontakt: 
Isolde Ludwig, DGB Bildungswerk Hessen e. V., Wilhelm-Leuschner-Straße 69–77, Frankfurt a. M.