Bessere Bezahlung für Erzieher*innen und Grundschullehrer*innen

Anstößiges zur bezahlten Sorgearbeit auf dem Rundgang/Demonstration des feministischen Streikbündnisses am 8.März 2021

 „Wenn ich morgens in die Kita komme erlebe ich Kinder, die jetzt wochenlang ihre Einrichtung nicht besuchen konnten, sie stagnieren deutlich in ihrer Entwicklung oder machen sogar Rückschritte. Besonders gravierend zeigt sich das in ihrer Sprachentwicklung und in ihrer Fähigkeit sich zu konzentrieren. Bei Kindern, die aus Familien kommen die extrem wenig Geld haben, wird dies noch deutlicher. Denn diese Eltern haben in der Regel noch viel weniger Möglichkeiten Zeit mit den Kindern zu verbringen, der ökonomische Druck ist meistens extrem hoch  und das Geld verdienen passiert oft außer Haus und nicht im Home Office. Aber ich habe auch Angst um meine Gesundheit und die Gesundheit meiner  Angehörigen, denn ich kann in der Kita die Hygieneregeln im Alltag einfach nicht garantieren, Abstand halten, Maske tragen ist in der Arbeit mit kleinen Kindern nicht möglich. Die geforderten Hygienepläne widersprechen oft dem pädagogischen Alltag, dem Bildungsauftrag und der Bindung zu den Kindern.“ So berichtet eine Erzieherin von ihrem Berufsalltag. 

An dem Beispiel wird deutlich, dass Tätigkeiten im Bereich der Reproduktion sozialer Strukturen, zu denen das Erziehungs-und Bildungssystem gehört, die in unserer kapitalistischen/ patriachalischen  Gesellschaft grundsätzlich wenig Beachtung finden, in einer Zeit der Pandemie noch viel weniger beachtet werden.  Hauptsache Betreuung funktioniert um die Produktionsfähigkeit der Eltern aufrechtzuerhalten. Dass Erzieher*innen über Schnelltest geschützt werden müssen wurde erst sehr spät thematisiert und ist immer noch nicht zufriedenstellend organisiert. Die Impfungen laufen generell für diese Berufsgruppe ebenfalls jetzt erst langsam an. Laut einer Studie der Krankenkasse AOK im Dezember sind Erzieher*innen sogar stärker gefährdet als medizinische Fachangestellte, sie stehen auf Platz 1 der Risiko-Berufsgruppen. Erzieher*innen mussten zur Zeiten der Notbetreuung mit den Eltern jeweils individuell aushandeln wer kommen kann und wer nicht, es gab keine gesetzlichen Regularien.

Da bauen sich Gegensätzlichkeiten zwischen Eltern und Erzieherinnen auf die zu einer unsinnigen Spaltung führen. Aber das passt vielleicht dem System? Denn darüber können solidarische Zusammenschlüsse zwischen Eltern und Erzieher*innen verhindert werden. 

Und in den Schulen sieht es nicht besser aus, die bis zum 22.2. 2021 geltende Regelung Kinder nur im Notfall im Präsenzunterricht in der Schule zu betreuen, hatte zur Folge, dass Lehrkräfte in einer doppelten Arbeitsbelastung steckten, Online-Unterricht vorbereiten und dazu die einzelnen Kinder in  Präsenzunterricht betreuen. Und in den Grundschulen, in denen die Beziehungsarbeit ein wesentlicher Aspekt ist um Lernprozesse bei den kleinen Kindern zu initiieren und zu begleiten, reicht der Online Unterricht nicht bzw. er musste ergänzt und ersetzt werden durch eine individuelle Begleitung der Kinder. D.h. die Grundschullehrer*innen mussten  unzählige Arbeitsblätter erstellen, mussten viele Telefonate führen und sie führten sogar Hausbesuche durch um alle Kinder zu erreichen. 

Auch in der Grundschule sind es, wie  in den Kitas, überwiegend Kolleg*innen die hier tätig sind und die Beziehungs-und Bildungsarbeit miteinander vereinbaren. Und es sind gerade diese Berufe mit nicht ausreichender Bezahlung und wenig gesellschaftliche Wertschätzung, die die Grundlage dafür legen das Menschen gebildete, mündige, verantwortungsvolle und sozial handelnde Wesen werden. 

Es sind die Berufe in denen zu 75-90 % Frauen arbeiten. Es sind die Berufe in denen Frauen qua genetischer Mütterlichkeit = Liebesarbeit die größte Kompetenz zugesprochen wird, die sich aber nicht in angemessenen Lohnerhöhungen ausdrückt. Denn Liebesarbeit wird ja entlohnt durch Zuwendung, dass darf man nicht monetär berechnen, so die häufige gesellschaftliche Meinung.

Wir fordern: Erzieher*innen müssen endlich mehr verdienen, Grundschullehrer*innen müssen mit den anderen Lehrkräften sowohl vom Einkommen als auch von den Unterrichtsstunden her gleichgestellt werden.

Und generell ist zu fordern, dass die Arbeitsbedingungen in Schule und Kita so gestaltet werden müssen, (durch z.B. viel kleinere Lerngruppen und Kita-Gruppen etc.) dass die Pädagogen*innen gute Bedingungen haben um für Alle Kinder maximale Entfaltungsmöglichkeiten in den Kitas und Schulen zu ermöglichen.  

 

 

 

 

Maria Späh
08.03.2021