Entfremdung und Identität

Exit Seminar 2022
Seminar
In Neoliberalismus und Postmoderne waren Entfremdung/Verdinglichung kein Thema. Diskutiert und goutiert wurde weithin eine sozialstaatlich gesponserte und später kreditfinanzierte Individualisierung, die Chancen und Risiken beinhalte (Ulrich Beck). Dies hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten gründlich geändert. Chlada u.a. fassen zusammen: „Ein […] Bezugspunkt des neueren Entfremdungsdiskurses sind die individuellen Leidenserfahrungen, die den Alltag vieler Menschen bestimmen, verursacht durch Armut, Arbeitslosigkeit, prekäre Lebensverhältnisse, unsichere Lebensplanungen, zunehmende Arbeitshetze und -verdichtung und durch den immer stärker werdenden Konkurrenzdruck, emotionale Verunsicherung, Erschöpfung und Überforderungssymptome signalisieren die gesellschaftliche wie individuelle Problematik im Verhältnis von Arbeit, Gesundheit und Subjektivität im Kontext kapitalistischer Verhältnisse. Mit der neoliberalen Regulierung des Kapitalismus sind die erwähnten Leidenserfahrungen vieler Menschen intensiver geworden.“ (Chlada u. a.: Entfremdung Identität Utopie, 2020). Im Gefolge des Finanzcrashs 2008, insbesondere jedoch im Kontext der Klimakrise, der Corona-Krise und zuletzt des Ukraine-Kriegs macht sich bei vielen (Linken) heute (wieder) ein Gefühl der Ohnmacht, Handlungsunfähigkeit und Resignation breit. Nach dem Bewegungshype der letzten Jahre wird die Gesellschaft – noch viel stärker als zuvor – als fix und fertiger Apparat erlebt, dem man/frau „entfremdet“ ist und den er/sie kaum beeinflussen kann. Manche Linke wenden sich in dieser Situation Verschwörungstheorien und einem Querdenkertum zu. Derartige Veränderungen führen schon seit langem zu identitären Bestrebungen sowohl im rechten wie auch im linken Spektrum (z. B. AfD, identitäre Bewegung auf der rechten, Identitätspolitik gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie, Transfeindlichkeit u. ä. auf der linken Seite). Gleichzeitig macht sich eine neue Klassenpolitik geltend, man/frau scheut sich nicht, alte, überholte Kategorien zur Interpretation der neuen Krisenqualität aus der Versenkung zu holen. Nach einer Ära des Dekonstruktivismus wird nach Halt gesucht. Identitätspolitik und Klassenpolitik stehen sich so als gesellschaftliche Widerspruchsstruktur gegenüber. In unserem Seminar sollen nun einige Facetten dieses Syndroms untersucht werden. Vorträge u.a. von Roswitha Scholz, Helen Akin.
Beginn: 
Fr, 23.09.2022 16:00
Ende: 
So, 25.09.2022 14:00
Eintritt: 
Siehe exit-online.org
Veranstalter: 
Verein für kritische Gesellschaftswissenschaften e.V.
Ort: 
Jugendherberge Mainz
Adresse: 
Jugendherberge Mainz, Otto-Brunfels-Schneise 4, 55130 Mainz
Stadt: 
Mainz
Kontakt: 
Anmeldung und Details auf exit-online.org