„Tarifvertrag bringt Sicherheit!“

Aktionstag der Beschäftigten des KFZ-Gewerbes

Wer von der Gewerkschaft IG Metall hört, denkt zuerst an Großbetriebe mit einem hohen Organisationsgrad und einem starken Betriebsrat, der über die Einhaltung der Tarifverträge wacht. Doch gibt es auch im Organistionsbereich der IG Metall ganz andere Betriebe, in denen es die Beschäftigten schwer haben, ihre Interessen zu vertreten, die Gründnung von Betriebsräten teilweise ganz verhindert wird. So geschehen in Darmstadt beim Autohaus Nix, dem Toyota-Händler in der Gräfenhäuser Straße, wo nach Vermutung der IG Metall im Sommer letzten Jahres acht Mitarbeitern gekündigt, weil sie einen Betriebsrat wählen wollten.

Arbeitgeber: Tarifvertrag nur unter schlechteren Bedingungen

Mit der Entscheidung der Innung des hessischen KFZ-Gewerbes vom Juni diesen Jahres, mit der IG Metall keine Tarifverträge mehr abzuschließen, geht nun die ganze Branche auf Konfrontationskurs. In der Innung sind fast alle alle Betriebe Mitglied, da sie z.B. die Berechtigung zur Durchführung von Abgasuntersuchungen vergibt. Der von den Innungen ausgehandelte Tarifvertrag war also defacto allgemeinverbindlich. Das soll sich nun ändern.

Einige Arbeitgeber haben nun eine „Tarifgemeinschaft des hessischen Kraftfahrzeuggewerbes" gegründet. Sie sind bereit, auch weiterhin Tarifverträge mit der IG Metall abzuschließen. Viele Unternehmen betrachten das aber nicht als notwendig. Dort werden in Zukunft Löhne und Arbeitszeiten nach dem Geschmack des „Herrn im Hause“ geregelt werden. Aber auch die Vorstellungen der Tarifgemeinschaft haben es in sich: Für ein Viertel der Beschäftigten soll die Arbeitszeit von 36 auf 40 Stunden verlängert werden können, Zuschläge für Überstunden und Samstagsarbeit sollen gestrichen werden und Zuschläge für Nachtarbeit soll es erst ab 22 Uhr geben.

IG Metall macht mobil

Für die Gewerkschaft ist es nun wichtig, die Beschäftigten zu mobilisieren: Einerseits müssen die Forderungen der Tarifgemeinschaft zurückgewiesen werden. Andererseits müssen möglichst viele Unternehmen der Tarifgemeinschaft beitreten, soll der Tarifvertrag nicht nur punktuell gelten. Dies muss gegebenenfalls in den Betrieben durchgesetzt werden.

Am 1. September war ein erster landesweiter Aktionstag. Die Beschäftigten wurden zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. In Darmstadt gab es einen Autocorso mit Beteiligten aus mehreren südhessischen Städten. Die Kasinostraße war vom Autohaus Brass bis zur Pallaswiesenstraße durch doppelreihig geparkte Fahrzeuge komplett gesperrt. Die Fahne der IG Metall war an jedem Auto befestigt und machten klar, wer hier demonstriert. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich 600 Beschäftigte an dieser Aktion. Dabei wurde auch die Zufahrt zum Autohaus Brass gesperrt. Dass die Kundgebung vor diesem Betrieb stattfand ist kein Zufall. Hier wird nach Angaben einiger Teilnehmenden der Tarifvertrag auch heute schon nicht ernst genommen.

Unterstützung aus Modautal

An der Kundgebung beteiligten sich auch Beschäftigte der Adam Ruppel GmbH in Modautal. Auch sie kämpfen für einen Tarifvertrag, da sich der Inhaber nicht an den bestehenden Flächentarifvertrag gebunden fühlt. Seit der Krise 2008 wurden Weihnachts- und Urlaubsgeld gestrichen und Neuangestellte erhalten nur noch 24 Tage Urlaub. Allgemeine Lohnerhöhungen gab es seit dieser Zeit nicht mehr. Viele Beschäftigte müssen einem Zweitjob nachgehen, da sie von dem Einkommen nicht mehr leben können. Im Betrieb wurde nun eine Tarifkommission gebildet. Die Beschäftigten fordern einen Euro mehr pro Stunde, eine Einmalzahlung von 1000 Euro und 30 Urlaubstage für alle. Die Beschäftigten dieses Betriebs führten am 1. September ebenfalls einen Warnstreik durch und unterstützten die Forderungen ihrer Kolleginnen und Kollegen im KFZ-Gewerbe.

Weder für die Beschäftigten des KFZ-Gewerbes noch für die KollegInnen der Adam Ruppel GmbH ist die Auseinandersetzung damit beendet. Um ihre Forderungen durchzusetzen, sind weitere Aktionen notwendig.

siehe auch:

http://www.igmetall-darmstadt.de/aktuelles/meldung/600-bei-autokorso-demo-und-kundgebung-in-darmstadt-warnstreiks/

Reinhard Raika
05.09.2017
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