Wenn Kinder Wahlkampf machen

Kommentar zur Eröffnung des neuen Kindergartens in Mühltal

Während der feierlichen Einweihung der neuen KiTa am Pfaffenberg sind Gruß- und Redebeiträge nicht erlaubt. Auch Vertreter des Landkreises sollen nicht sprechen. Nur Bürgermeisterin und CDUBundestagskandidatin Astrid Mannes darf die „stummen“ Gäste begrüßen. Dieser beschämende Vorschlag wird nun am 22.09.2017 in Mühltal durchgezogen. Den Focus der Feier sollen angeblich die Kinder bekommen. Die KiTa-Eröffnung findet aber zwei Tage vor der Bundestagswahl statt und wird dadurch zum Politikum.

Die Entscheidung der Bürgermeisterin, die üblichen Grußworte der verschiedenen Fraktionen und der Elternbeiräte zu unterbinden, ist ein sehr trauriger Moment für die Zivilgesellschaft in Mühltal. Vor allem die Eltern, welche seit Jahren enorm viel Energie und Zeit für mehr und bessere KiTa- und Spielplätze investieren, hätten eine Mitwirkung an dieser Feier verdient.

Erst am letzten Dezember 2016 gingen zahlreiche Eltern in Mühltal auf die Straße, um für mehr Kinderfreundlichkeit im Bereich KiTa-Betreuung und öffentliche Spielplätze zu demonstrieren. Auf die Anfragen der Medien zu diesen Themen ging damals Frau Mannes „auf Tauchstation“ (O-Ton /Hessischer Rundfunk).

Eigene Gemeinde für Wahlkampf eingespannt?

Auch die Terminierung der KiTa-Einweihung sorgt für Kopfschütteln. Es nährt sich allmählich der Verdacht, dass Frau Mannes viele Jahrestermine der Gemeinde in den eigenen Wahlkampfzeitplan einbauen ließ. So werden „rein zufällig“ allein vom 08.09.2017 bis zum 22.09.2017 nicht nur der neue Kindergarten eröffnet, sondern (u.a.) das sanierte Gemeindehaus im Mühltaler Ortsteil Waschenbach eingeweiht und der „Spatenstich“ der Firma Riese und Müller im Gewerbegebiet Ruckelshausen durchgeführt. Immer dabei: Frau Mannes und der Fotoapparat. Sogar der eher vorweihnachtliche Seniorennachmittag der Ortsteile Nieder-Ramstadt, Trautheim und Traisa wurde in diese Zeitschiene verlegt!

Wenn eine Person eine Wahl gewinnen möchte, ist dies verständlich. Wenn aber eine ganze Gemeinde sich dafür instrumentalisieren lässt, ist dies ein Armutszeugnis. Etwas mehr Selbstachtung täte Mühltal gut.

Mario Guglielmi
11.09.2017
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