Randale beim Schloßgrabenfest

Starke Zweifel an der Darstellung der Polizei und der Berichterstattung in den Medien

Auf dem Schloßgrabenfest kam es in der Nacht auf den 2. Juni zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Festbesuchern und der Polizei. Polizeipräsident Lammel sprach von „einem Mob von 200-300 Menschen“, der die Polizei massiv angegriffen habe. Daraufhin forderte die örtliche Polizeiführung Bereitschaftspolizei an. Iin kurzer Zeit waren 300 Polizisten in Schutzausrüstung vor Ort. Ein Polizeihubschrauber kreiste in der Nacht stundenlang über den Herrngarten. Ein Polizeibeamter wird zitiert mit den Worten, „das war Krieg“. Insgesamt 112 Menschen wurden festgenommen, was die Polizei als Erfolg heraus stellt. Diese polizeiliche Darstellung wird bisher auch kritiklos von den Medien übernommen und verbreitet.

Zeugen berichten: es war alles ganz anders

Zusammenfassung eines Zeugenberichtes (ein mittelaltriger Mann, voll im Berufsleben, sozial engagiert):

Ich war mit einer Gruppe von Freunden unterwegs und wollten plaudern und die Nacht im Herrngarten genießen. Es waren viele Leute im Herrngarten und alles ging friedlich zu. Wir hörten die Sirenen und waren dann neugierig, was dort passiert. Wir sahen die Polizeiabsperrung und Jugendliche, die sich mit der Polizei angelegt hatten. „Daraufhin bin ich wieder zurück in den Park, weil ich mit so etwas nichts zu tun haben möchte“ und wir rauchten ein Shisha und tranken ein bisschen („alles im normalen Bereich“). Ca. um 3 Uhr kamen Polizisten an und strahlten uns mit Tachenlampen ins Gesicht. In der anderen Hand hielten einige Polizisten einen Schlagstock und manche andere in der Hand ein Pfefferspray. Die Aggressivität der Polizeikräfte war nicht zu übertreffen. Wortwörtlich: „Ihr habt 5 Sekunden Zeit hier ab zu hauen, sonst gibt’s eine drauf und wir versprühen Pfefferspray“. Wir packten schnell zusammen und fühlten uns wie „Vieh“ behandelt. Von verschiedenen Polizisten wurden wir in entgegen gesetzte Richtungen geschickt. Zwei freundlichen Polizisten sagten wir, dass wir nur nach Hause wollten, sie wiesen uns den Weg über eine Mauer und halfen uns darüber. „Wir stiegen unter Anweisung über die Mauer, direkt zu dem Mob und wir waren mittendrin … Auf der einen Seite Menschen, die Flaschen warfen und auf der anderen Seite die Polizisten mit Schutzausrüstung. Mittendrin!“ Dann wurde unsere Gruppe in eine Seitenstraße geführt und von Polizisten umzingelt.

Es gab keine Ansprache und kein Grund wurde genannt, was uns vorgeworfen wurde. Wir mussten 4 Stunden warten, es gab kein Wasser zu trinken, Jugendliche klagten über Augenbeschwerden, weil sie Pfefferspray abbekommen hatten. Polizeiliche Erkennung wurde nach 4 Stunden direkt vor Ort auf der Straße gemacht. „Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher“. Als ich kurz nach 9 Uhr auf die Straße entlassen wurde, konnte ich fast nicht mehr laufen, weil ich so dehydriert war.

Bei der Aufnahme der persönlichen Daten nahm die Polizei mein Handy, mit dem Hinweis, es müsse geschaut werden welche Aufnahmen ich von dieser Nacht gemacht habe. Wenn ich es nicht freiwillig hergebe, werde es beschlagnahmt, in 2-3 Wochen hätte ich es wieder. Ich gab dann das Handy an den Polizisten, weil ich eingeschüchtert war und meinte, keine andere Wahl zu haben.

Weiter habe ich festgestellt, das Fußgänger, die von einer ganz anderen Richtung kamen und nur an der Einsatzstelle vorbeigingen, einfach in die Gruppe mit den festgehaltenen Personen geschickt wurden. Auch ihnen wurde derselbe Vorwurf gemacht.

Andere Zeugen bestätigen dies

„Ich war bis fast 5 Uhr im 221qm (ein Cafe an der TU) und bin gegen 7:20 Uhr in einem Polizeikessel gelandet. Ebenso mein Mitbewohner sowie ein Bekannter meiner Nachbarn. Frage nach Anwalt oder Wasser wurde unfreundlich abgelehnt (obwohl ein Großteil der Cops eigentlich recht freundlich war). Der Kessel bestand dort bis nach 11 Uhr und er war wohl schon seit 3 Uhr dort. Dort wurden also möglicherweise bis zu 8 Stunden Menschen festgehalten.Von allen Festgehaltenen wurden pauschal die Handys beschlagnahmt.“

Möglicher Ablauf der Randale

  • Die Schlägerei zwischen zwei Jugendlichen war der Ausgangspunkt, möglicherweise Teilnehmer einer größeren Party.
  • Die Polizei nahm die Jugendlichen fest und brachte das Umfeld der Jugendlichen gegen sich auf. Ob die Jugendlichen von vorneherein gewalttätig aufgetreten waren oder die Polizei aggressiv aufgetreten ist, ist unklar.
  • Auch die Polizei bestätigt, dass die Angriffe auf die Polizei mit Flaschen nicht geplant oder koordiniert war, sondern spontan aus der Menge heraus entstand.
  • Die Polizei ging dann auch gegen Umstehende vor.
  • Die Polizei trat aggressiv und mit Gewaltandrohung auf, um den Herrngarten zu räumen.
  • Wahllos wurden unbeteiligte Menschen festgenommen und von der Polizei eingekesselt.
  • Schätzungsweise 40 Menschen wurden in dem Kessel 4 Stunden und länger festgehalten, wurden nicht über die Gründe dafür informiert und erhielten kein Wasser.
  • Die Eingekesselten wurden polizeilich erfasst, fotografiert und bekamen die Handys abgenommen.
  • Diese Eingekesselten sind wahrscheinlich ein beträchtlicher Teil der 112 Festgenommenen.

Die „Erzählung“ der Polizei scheint nicht zu stimmen

Alles deutet darauf hin, dass durch aggressives und ungeschicktes Agieren der Polizei eine Anfangs überschaubare Randale vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist. Anscheinend sind zu einem großen Teil Unbeteiligte festgesetzt worden und der riesige Polizeieinsatz weißt auf eine Unverhältnismäßigkeit der eingesetzten Mittel hin.

Weitere Berichte von Zeugen werden gerne entgegengenommen. Bitte senden an: uli.franke@linke-darmstadt.de

Erhard Schleitzer
07.06.2018
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