„Kampf dem Kli­ma­wan­del“

Ener­gie­po­li­tik als Menschheitsrettung?
Veranstaltungsart: 
Vortrag und Diskussion

Auf der letz­ten UN-​Klimakonferenz (2017 in Bonn) wurde mal wie­der die ‚Kli­ma­ka­ta­stro­phe‘ beschwo­ren – und wie­der wurde gefei­ert, weil fast alle Staa­ten sich seit Paris ihrer Ver­ant­wor­tung für die­ses ‚Mensch­heits­pro­blem‘ end­lich stel­len. Und wie­der wurde bekannt­ge­macht: Unge­ach­tet aller Kata­stro­phen­sze­na­rien stei­gen die CO2–Emmis­sio­nen welt­weit; die gro­ßen Indus­trie­na­tio­nen bla­sen mun­ter wei­ter Treib­haus­gase in die Luft; ins­be­son­dere der Gast­ge­ber Deutsch­land wird seine Emis­si­ons­ziele verfehlen.

Ein schrei­en­der Wider­spruch, dass sich „aus­ge­rech­net das Land, das die Ener­gie­wende erfun­den hat“, in der „inter­na­tio­na­len Schmud­del­ecke“ (Ham­bur­ger Abend­blatt) befin­det? Ein ekla­tan­tes Ver­sa­gen aller Staa­ten­len­ker, die ihre „Ver­ant­wor­tung für den blauen Pla­ne­ten“ den „Lobby-​Interessen“ der Wirt­schaft „opfern“ (Green­peace), also die Ret­tung der Mensch­heit an die Pro­fit­in­ter­es­sen der Indus­trie verraten?

Nein. Die Staa­ten­len­ker las­sen kei­nen Zwei­fel, dass sie nicht die Sor­gen der Mensch­heit ver­ra­ten, wie diese Kri­ti­ker ihnen vor­wer­fen. Schließ­lich defi­nie­ren sie über­haupt erst den Inhalt die­ses ‚Mensch­heits­pro­blems‘, wenn sie mit der Erd­er­wär­mung und ihren Fol­gen kal­ku­lie­ren und damit fest­le­gen, was sie der ‚Mensch­heit‘ zu deren Ret­tung schul­dig sind: Da neh­men die einen die Stö­run­gen ins Visier, die ent­wur­zelte und flie­hende Men­schen ihnen, ihren geord­ne­ten Ver­hält­nis­sen antun könn­ten; andere rech­nen mit der Chance des Profit-​förderlichen Umbaus der Ener­gie­er­zeu­gung für die natio­nale Wirt­schaft und damit, der ‚Mensch­heit‘ mas­sen­haft neue Tech­nik zu ver­kau­fen. Deutsch­land exemplarisch:

„Dies alles geschieht in der Über­zeu­gung, dass die Trans­for­ma­tion hin zu einer emis­si­ons­ar­men Wirt­schafts­weise – rich­tig ange­legt – große Wachs­tums­chan­cen bie­tet. Erneu­er­bare Ener­gien, res­sour­cen– und kos­ten­spa­rende Effi­zi­enz­tech­no­lo­gien, kli­ma­scho­nende Neue­run­gen im Gebäu­de­be­reich und im Ver­kehr – das und ande­res mehr wird auf den Märk­ten welt­weit an Bedeu­tung gewin­nen.“ (Merkel)

Ist das ‚Mensch­heits­pro­blem Klima‘ am Ende gar nicht das – ewig ver­ra­tene – Ziel, son­dern ein ebenso wohl­klin­gen­der wie aus­grei­fen­der Zustän­dig­keits­an­spruch für eine deut­sche Stand­ort­of­fen­sive beim Geld­ver­die­nen welt­weit? Ist der Kampf um die inter­na­tio­nale Ver­an­ke­rung von Kli­ma­zie­len und für eine emis­si­ons­arme Wirt­schafts­weise ein Mit­tel für natio­nale Wachs­tumsof­fen­si­ven, und ist der Dauer-​Streit um diese Kli­ma­ziele und ihre Umset­zung die Kon­kur­renz der Natio­nen darum?

Dafür spricht viel. Und man­cher ‚schrei­ende Wider­spruch‘ ist dann gar kei­ner. Deutsch­land z. B. besteht nicht nur auf sei­ner inter­na­tio­na­len Vor­rei­ter­rolle in der Kli­ma­f­rage und dar­auf, dass es für die ande­ren Staa­ten ‚kein Zurück‘ geben darf hin­ter das Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men; Deutsch­land besteht auch dar­auf, dass wei­ter rund 40 % des Stroms aus der Braun­kohle, dem „Kli­ma­kil­ler Num­mer 1“ (Ham­bur­ger Abend­blatt) gewon­nen wird:

„Es geht es auf der ande­ren Seite aber auch um soziale Fra­gen und Arbeits­plätze zum Bei­spiel im Zusam­men­hang mit der Frage der Reduk­tion der Kohle. Dabei geht es auch um Wirt­schaft­lich­keit; das heißt, um die Bezahl­bar­keit von Ener­gie. Auch in einem rei­chen Land, wie wir es sind, sind natür­lich erheb­li­che Kon­flikte in der Gesell­schaft vor­han­den, die wir ver­nünf­tig und ver­läss­lich lösen müs­sen.“ (Mer­kel)

Ein inter­es­san­tes Dilemma, das die Kanz­le­rin allen Insas­sen ihres Lan­des da vor­buch­sta­biert: Lohn oder Schutz vor den Kli­ma­fol­gen. Und sie sagt gleich dazu, wofür das natür­lich ein­zig spre­chen darf: für ihre Poli­tik des deut­schen Wachstums…

Beginn: 
Di, 25.09.2018 19:00
Veranstalter: 
farberot
Ort: 
Studierendenhaus Raum K2
Adresse: 
Campus Bockenheim Jügelstraße 1
Stadt: 
Frankfurt