Kleine Frau - was nun?

Der Weg in die Weimarer Republik
Theatervorführung

2018 jährte sich das Ende des Ersten Weltkrieges und der Beginn der ersten deutschen Demokratie zum 100. Mal. Die Produktion des Chawwerusch Theaters „Kleine Frau - was nun? Der Weg in die Weimarer Republik“ widmet sich dieser spannenden Zeit der Umbrüche, in der „Alles auf Anfang“ stand. Das Theaterstück beleuchtet den Aufbruch in die Demokratie: neue Hoffnungen, neue soziale Errungenschaften, das Frauenwahlrecht - aber auch die Bedrohung der jungen Demokratie durch rechte Hetze, gewalttätige reaktionäre und rechtsextreme Organisationen und aufkommenden Faschismus.

Im Stück - geschrieben und inszeniert von Walter Menzlaw - flieht die junge Luise von ihrer pfälzischen Heimat in die Metropole Berlin. Auch in der kleinen Stadt in der Pfalz, in der Luise (Miriam Grimm) wohnt, ist 1918 der große Krieg vorbei. Der Vater (Ben Hergl) und der Bruder (Stephan Wriecz) sind vom Schlachtfeld zurück, aber Luise wartet noch immer: auf Frieder (Thomas Kölsch), ihren Verlobten. Schon lange hat sie keinen Brief mehr von ihm bekommen. Nach vier Jahren Krieg und Trennung sind die Versprechungen von damals beim Abschied am Bahnhof schon reichlich blass geworden. Es gab keine fette Gans zu Weihnachten und auch kein rauschendes Hochzeitsfest. Luise ist immer noch allein und muss jeden Tag viel arbeiten. Warum der Krieg sehr viel länger als zwei Monate dauerte und warum er jetzt plötzlich verloren ist, versteht sie nicht und auch die Mutter (Monika Kleebauer) sagt „Was verstehen wir Frauen schon von der Politik?“. Aber auch die Männer wissen nicht, wie es jetzt weitergehen wird, ohne Kaiser und mit der französischen Besatzungsmacht in der Pfalz.

Ausgerechnet in dieser Situation ist Luise gezwungen, ihre geliebte Heimat zu verlassen. Nach einer folgenschweren Rangelei mit einem französischen Soldaten flieht sie Hals über Kopf zu einer entfernten Bekannten nach Berlin. Die pfälzische „Tante Berta“ (Felix S. Felix) schwärmt zwar immer noch von „dehääm“, ist aber darüber hinaus mehr als angekommen und führt florierende Geschäfte in der Großstadt. Mit ihr lernt Luise eine wirklich selbstständige Frau kennen, die ihr auch im Nu eine Arbeitsstelle verschafft - die neue Errungenschaft des 8-Stunden-Tages inklusive. Aber Luise bleibt in der quirligen Metropole keine Zeit, sich eine eigene vertraute kleine Heimat aufzubauen. Zu viele verwirrende Erfahrungen und neue Bekanntschaften zwingen sie dazu, teils liebgewonnene Selbstverständlichkeiten zu überdenken. Die flammenden Reden von Paula, die endlich die Gleichberechtigung für Frauen erkämpfen will, oder die basisdemokratischen Träume von Willi, der trotz seiner pazifistischen Haltung angegriffen und verletzt wird, sind nur zwei Beispiele für die vielen neuen Eindrücke, die Luise auf dem Berliner Pflaster aufsammelt.

Klangvoll ausgemalt wird diese bunte Welt der Großstadt von dem international bekannten russischen Pianisten Dmitrij Koscheew, der die Bühnenmusik komponiert hat. Anklänge an den Stummfilm, das Melodram und die Bühnenkunst der Zwanziger Jahre versetzen die Zuschauer auch auf musikalischer Ebene 100 Jahre zurück. Auch bei „Kleine Frau - was nun?“ führt ein launiger Erzähler (Ben Hergl) durch das Geschehen. Er fasst griffig zusammen, wo die geschichtlichen Zusammenhänge kompliziert werden.

Luise erlebt den Anfang der ersten deutschen Demokratie mit und darf als Frau zum ersten Mal wählen gehen. Für sie ist Politik nicht mehr ein unverständliches Geschehen, auf das sie keinen Einfluss hat, sondern ein Prozess, in dem sie Position beziehen und Einfluss nehmen kann. Sie kann und muss sich jetzt entscheiden: für eine politische Haltung, für einen Beruf, für oder gegen ihre künftige Heimat. Luise lernt, ihren Kopf selbst zu gebrauchen.

Veranstalter sind die Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Odenwaldkreis, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) im Odenwaldkreis, die Gewerkschaften ver.di Odenwaldkreis, IG BCE-Ortsgruppe Unterzent, GEW Odenwaldkreis und EVG Südhessen, der Sozialverband VdK und das Bündnis Odenwald gegen Rechts. Gefördert wird die Veranstaltung durch die Hessische Landeszentrale für politische Bildung. Chawwerusch ist ein professionelles Theaterkollektiv aus der Südpfalz, das Geschichte und Geschichten erlebbar macht.

Beginn: 
Fr, 18.10.2019 19:30
Eintritt: 
zwischen 10-15€
Veranstalter: 
Siehe Beschreibung
Ort: 
Odenwaldhalle
Stadt: 
Michelstadt
Kontakt: 
infobuero.odenwaldkreis@dgb.eu