„Erbacher Erklärung“ für den Ausbau der Odenwaldbahn

Kritik der Odenwaldbahn-Initiative

Vertreter des Odenwaldkreises, des Landkreises Darmstadt-Dieburg, des Landkreises Offenbach und der Stadt Darmstadt haben gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund eine Erklärung zur Zukunft der Odenwaldbahn verabschiedet. Sie einigen sich in der sogenannten "Erbacher Erklärung“ auf mehrere Maßnahmen, welche den Ausbau der Odenwaldbahn betreffen.

Die Züge der Odenwaldbahn sind häufig so voll, dass ein Ausbau dringend notwendig ist. Die Odenwaldbahn-Initiative mahnt diesen Ausbau schon mehreren Jahren an. Jetzt kommen der RMV und die Gesellschafter an der Strecke diesen Forderungen ein Stück entgegen.

Die „Erbacher Erklärung“ enthält insgesamt sechs Maßnahmen, die sich kurz-, mittel- und langfristig auswirken sollen. Zu den kurzfristigen Maßnahmen gehört eine Verstärkung der Kapazitäten an den Wochenenden, sodass die meisten Züge an Samstagen und Sonntagen mit zwei Loks fahren. Ebenso prüft der RMV zum kommenden Fahrplanwechsel, wo auf der Odenwaldbahn noch mit einzelnen zusätzlichen Fahrten Taktlücken geschlossen werden können. Zudem wird der Verbund die Betreiberin VIAS beauftragen, fünf weitere Fahrzeuge zu beschaffen. Ziel ist, dass diese bereits 2022 ausgeliefert werden und somit die Grundlage für weitere Fahrplanausweitungen schaffen können.

Soweit die konkreten Projekte. Außerdem wollen sich RMV, Landkreise und die Stadt Darmstadt auf Basis der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für drei langfristige Infrastrukturmaßnahmen einsetzen. Als vordringlichste Maßnahme ist die Verlängerung sämtlicher Bahnsteige auf 170 Meter angedacht, um auch längere Züge mit 50 Prozent höherer Kapazität an den Stationen halten zu lassen.

Des Weiteren sollen die Stationen Mühltal und Beerfelden-Hetzbach zu Begegnungsbahnhöfen ausgebaut werden. Dies ermöglicht einen dichteren Zugtakt und ist Voraussetzung dafür, dass zum Beispiel zwischen Erbach und Eberbach anstatt zweistündlich stündlich ein Zug in jeder Richtung verkehren kann. Darüber hinaus gibt es auch Pläne für die weitere Zukunft: Wenn die derzeitigen Fahrzeuge um 2030 ihr Leistungsende erreichen, soll bei der Neubeschaffung ein Fokus auf neue Antriebstechnologien gesetzt werden, um Lärm- und Abgasemissionen weiter zu reduzieren.

Odenwaldbahn-Initiative: Maßnahmen sind verspätet und unzureichend

Die Odenwaldbahn-Initiative begrüßt die „Erbacher Erklärung“, die ihr jedoch nicht ausreicht. Bei den RMV-Fahrplanwechseln im Dezember 2018 und Dezember 2019 sei die Odenwaldbahn leer ausgegangen, während das Füllhorn innerhalb des „Frankfurter Bogens“ ausgeschüttet worden sei. Für die Odenwaldbahn werde also nur nur die jahrelange Benachteiligung ausgeglichen.

Zur Infrastruktur führe die „Erbacher Erklärung“ jedoch nur aus, dass sich „die Partner auf Basis der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für drei langfristige Infrastrukturmaßnahmen einsetzen“. Die längeren Bahnsteige sowie die Kreuzungsbahnhöfe Hetzbach und Mühltal seien also nicht gesichert, sondern eine Wunschliste.

Die längeren Züge am Wochenende sowie die Taktverdichtungen auf der RE-80-Linie Darmstadt Hbf – Wiebelsbach – Erbach stünden schon lange in den Beschlüssen des Dadina-Fahrgastbeirates. Die zusätzlichen RE-Züge habe die Darmstadt-Dieburger Kreistagsmehrheit seit 2016 mehrmals abgelehnt.

Kein Wort zur Gersprenztalbahn

Völlig fehlt der Initiative ein klares Bekenntnis von RMV und Politik zur Gersprenztalbahn: „Die Strecke ist in der „Reaktivierungs-Agenda“ des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen vom Mai 2019 enthalten mit „hoher Priorität“ und das Konzept „123 km Zukunft“ des Regionalen Schienenbündnisses weist nach, dass Flügelzüge zur Odenwaldbahn mit geringem Aufwand bis Frankfurt mit Reisezeit unter einer Stunde ab Groß-Bieberau möglich sind.“

Weiterführende Links:

www.odenwaldbahn.de

www.schienenbuendnis.de/123-km-zukunft-180630.pdf

Reinhard Raika
28.06.2020