Lebendige Mai-Veranstaltung des DGB

Keine Demonstration aber Kundgebung

Nachdem die offiziellen Feiern des DGB zum 1.Mai im Vorjahr nur virtuell stattfanden, gab es dieses Jahr in Darmstadt wieder eine öffentliche Kundgebung. Allerdings fehlte der sonst übliche Festcharakter mit Bänken und Tischen, Essens- und Infoständen.

Bemerkenswert war die Auswahl der Redner*innen: Es sprachen nur ehrenamtlich tätige Gewerkschaftsmitglieder aus der Region. Das hatte den Vorteil, dass die Redenden unmittelbar über die Erfahrungen von Lohnabhängigen im Betrieb und in der Gesellschaft berichten konnten. Und davon kamen viele zu Wort. Die Veranstaltung war dadurch lebendiger als vielen in vergangenen Jahren. Obwohl mehrere hundert Menschen zur Kundgebung kamen, hielt es das Darmstädter Echo nicht für nötig darüber zu berichten.

Neben Martina Hübscher-Paul, die die Veranstaltung moderierte, waren Redebeiträge von Mustafa Turan, IG BAU, DIDF und Daniel Bremm, IGM vorgesehen. Von der Gewerkschaftsjugend sprachen Isabel Crucean, IG BCE und Joshua Kloth, Verdi. Reden gab es auch von Ursula Strasdas, NGG-Regionsvorsitzende und Betriebsrätin bei Nestle, und von Nicole Hartmann, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des E-Stift/Agaplesion. Hauptredner war in diesem Jahr Daniel Behruzi, Verdi-Vertrauensleutesprecher der TUD.

Naturgemäß standen die mit der Coronapandemie zusammenhängenden Probleme im Mittelpunkt der Reden. Die Redner*innen gaben einen Einblick in von der Pandemie besonders betroffene und belastete Bereiche, wie z.B. in der Gastronomie oder im Hotelgewerbe, wo viele geringfügig Beschäftigte entlassen wurden und andere schon viele Monate in Kurzarbeit sind und bei sowieso geringen Gehältern erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. Die Situation in den Krankenhäusern war Thema in mehreren Beiträgen. Die psychische und physische Überlastung der Pflegekräfte wurde von Nicole Hartmann eindrucksvoll dargestellt.

Daniel Behruzi befasste sich mit dem Gesundheitswesen im Allgemeinen. Jetzt in der Pandemie sei überdeutlich geworden, dass der bisher eingeschlagene Weg mit Kürzungen und Privatisierungen in die falsche Richtung führen. Das Gesundheitswesen dürfe nicht den Profitinteressen von Konzernen untergeordnet werden. Er kritisierte auch, dass zur Bekämpfung der Pandemie Kontakte im privaten Bereich radikal eingeschränkt werden sollen, gleichzeitig aber Arbeitnehmer*innen z.T. auf engstem Raum zusammenarbeiten müssen, auch wenn diese Arbeit keineswegs lebenswichtig seien.

Spontan konnte noch ein Kollege von Opel Rüsselsheim das Wort ergreifen. Er schilderte in einer kämpferischen Rede, wie in seinem Betrieb durch den Zusammenschluss von Opel mit Peugeot und Fiat Chrysler immer wieder Arbeitsplätze abgebaut werden und plädierte für einen gewerkschaftlichen Widerstand.

Im Folgenden dokumentieren wir die Rede der beiden Gewerkschaftsjugendlichen

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Rede von Joshua Kloth, ver.di-Jugend

 

Ein ganz besonderes augenmerkt möchten wir an diesem Tag auf unsere Kolleginnen und Kollegen in den Sozialen Bereichen legen, Die Menschen die in den Krankhäusern, den Altenpflegeeinrichtungen, in den Kindergärten, Schulen oder in der Jugendhilfe arbeiten, vorneweg die Personen die bei dieser Pandemie sich jeden Tag dafür einsetzen, diese Gesellschaft am Laufen zu halten. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege waren schon vor der Corona Pandemie alles andere als gut. Und wie ihr euch sicherlich denken könnt hat eine Weltweite Pandemie nicht gerade für Entlastung in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gesorgt. Die Kolleginnen und Kollegen dort arbeitet Tag für Tag dafür Menschenleben zu retten. Und was ist der danke unserer Gesellschaft dafür?

Dankende Worte, und Applaus auf dem Balkon….

Doch nur nette Worte und Applaus alleine reichen nicht. Als es im vergangenen Herbst zu Tarifauseinandersetzungen zwischen den Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und dem Kommunalen Arbeitgeberverband, kam war nichts mehr von Dankbarkeit zu hören. Ganz im Gegenteil… Die Arbeitgeber-Seite wollte, dass wir eine Nullrunde fahren und von den mitfühlenden Worten aus der Gesellschaft und der Politik war wenig bis Garnichts mehr zu hören. Sieht so etwa Dankbarkeit in unserer Gesellschaft aus?

Aber nicht nur in der Pflege waren und sind Menschen für unser Alltagleben im Einsatz. Auch die Menschen aus dem Erziehungsdiensten, die Kolleginnen und Kollegen die in den Supermärkten, aus der Logistik und Spedition, Sie alle leisten einen und unglaublichen Beitrag zu unserem Leben und ihnen möchten wir an diesen Tag danken…

Aber wir wollen nicht nur danke sagen, sondern ihnen auch mitgeben dass, wir gemeinsam als Gewerkschaften solidarisch zusammenstehen und nicht müde werden, die Missstände in diesen Bereichen anzuprangern und aktiv dagegen vorzugehen. Am 1. Mai und an den andern 364 Tagen im Jahr. In den Betrieben und hier auf der Straße.

 

Rede von Isabell Crucean von der IG BCE Jugend

Im Letzen Jahr waren nicht nur die betroffen, die Voll im Erwerbsleben stehen. Sondern auch die sich darauf Vorbeterin. Ich spreche hier von den Schülerinnen und Schülern den Studenten und Studentinnen. Leider fallen diese Menschen nur allzu oft Hinten runter und deswegen möchte wir sie heute nochmal besonders hervorheben. Es kann nicht angehen, dass in einem der reichsten Länder wie Deutschland ein Jahr nach Beginn der Pandemie der Regierung immer noch nichts Besseres eingefallen ist als in Klassenräumen zu lüften. Wie kann es sein, dass immer noch keine richtigen Lösungen für Haushalte existieren die keine stabile Internetanbindung oder eine entsprechen digitale Ausrüstung haben. Dies ist ein Zustand der so nicht länger anhalten kann und eigentlich schon vor Monaten hätte behoben werden können.

Mit Hinblick auf die Studiereden bessert sich die Lage nicht. Zwar haben die Hochschulen weitestgehend den Wandel zur digitalen Lehre besser hinbekommen als die Schulen jedoch zeigen sich hier ganz andere Probleme auf:  Nach dem durch die Lockdowns viele Gastronomie und Einzelhandelsbetriebe teilweise geschlossen worden sind wurde in diesen Bereichen massiv Menschen entlassen. Zuerst natürlich die prekär Beschäftigten. Zu dieser Personengruppe gehören viele Studierende die sich mit Nebenjobs währendes des Studiums über Wasser gehalten haben, weil das Bafög alleine nicht ausreicht oder sie erst gar keins bekommen. Diese Studierenden sitzen nun, ohne nennenswerten Hilfen, weitestgehend alleine da! Diese Menschen dürfen wir nicht alleine lassen! Die vom Bund zu Verfügung gestellten Notfallhilfen in Höhe von 500€ reichen in keinem Fall. Schon gar nicht in einer Stadt wie Darmstadt wo ein WG-Zimmer gut und gerne auch mal 400€ kostet. Wir können nicht einer ganzen Generation die ganze Zeit eintrichtern, dass doch möglichst viele studieren sollen und dann in Zeiten einer Krise sie einfach fallen. Wir brauchen eine Hilfe für Studierende, die tatsächlich die Studierenden absichert und ihren Lebensunterhalt gewährleiste!

09.05.2021
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