Corona trifft alle – aber nicht alle gleich!

Kundgebung und Kurz-Demo am 1. Mai

Der 1.Mai 2020 war in diesem Jahr nicht einfach zu „feiern“. Angesichts der Corona-Epidemie konnten vom DGB und den Einzelgewerkschaften keine Groß-Veranstaltungen bzw. die traditionellen 1. Mai-Demonstrationen durchgeführt werden. Auf der anderen Seite ist es gerade in Zeiten der Corona-Krise wichtig, die Forderungen der Gewerkschaften öffentlich zu vertreten und vor allen Dingen, sich das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit nicht nehmen zu lassen. Eine Reihe von Organisationen und Einzelpersonen in Darmstadt formulierten deshalb einen Aufruf (s. Anhang) für eine „Corona-konforme“ Aktion am 1. Mai – mit Mundschutz und Sicherheitsabstand.

Am Nachmittag des 1. Mai trafen sich 100 bis 150 Personen auf dem Karolinenplatz, viele mit selbst gemalten Schildern und vorne mit dem Transparent „Corona trifft alle – aber nicht alle gleich!“ Wie üblich bildeten Redebeiträge das Eröffnungsprogramm. In der Eröffnungsrede wies Patrick Fütterer von der Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen insbesondere darauf hin, dass die Einschränkung der Rechte und Grundrechte während der Corona-Krise immer verhältnismäßig zu erfolgen habe. Walter Busch-Hübenbecker legte als ehemaliger Gewerkschaftssekretär die Forderungen der Gewerkschaften in der aktuellen Krise dar, Christiane Böhm von der Landtagsfraktion der Linken betonte den Einsatz der Beschäftigten auch in „systemrelevanten Berufen“ und forderte ihre dauerhafte materielle Besserstellung nach der Krise. Den Schluss bildeten Wilfried Tralle von attac, der den Slogan seiner Organisation „Was jetzt wirklich wichtig ist“ inhaltlich ausführte und eine Kollegin von ATIF betonte die Wichtigkeit der internationalen Solidarität gerade am 1. Mai.

Nach den Reden ging es zu einem kurzen Umzug durch den Herrngarten, an dem sich dann 150 Menschen beteiligten. Die Darmstädter Polizei begleitete den „Spaziergang“ und hatte keine Einwendungen gegen den meist gut eingehaltenen Gänsemarsch.Das Wetter hat auch mitgespielt. Am Ende waren alle Teilnehmer*innen froh, an diesem 1. Mai ein öffentliches Zeichen gesetzt zu haben und vor allen Dingen, dass man sich etwas aus der Ferne wiedergesehen hat und so gemeinsam ein Zeichen der Solidarität gesetzt hat.

Am Schluss noch was zu „unseren Medien“. Der Hessische Rundfunk ist zu loben, er brachte in der Hessenschau einen ausführlichen Bericht über die Internetauftritte der Gewerkschafen in Hessen zum 1. Mai - was sich ja eigentlich auch gehört für einen Sender an diesem Feiertag der Arbeit. Auch über die Demonstration in Darmstadt erfolgte ein kurzer Filmbericht in der Hessenschau. Anders das Darmstädter Echo. Zwar brachte es am 30.4. einen kurzen Artikel im Lokalteil über den "virtuellen Maifeiertag", doch in der Ausgabe am 2. Mai schien es, als habe der Maifeiertag gar nicht stattgefunden. Über die Aktion auf dem Karolinenplatz erschien kein einziges Wort. Im Allgemeinen Politikteil wurde lediglich in zwei Sätzen in einer kleinen Spalte über die bundesweiten DGB-Aktivitäten berichtet. Nichts zeigt deutlicher, wie wichtig es ist, die Forderungen der Beschäftigten während und auch nach der Corona-Krise offensiv zu vertreten und sie auch wieder auf die Straße zu bringen.

 

 

Erhard Schleitzer
05.05.2020
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