Aufruhr in der Partnerstadt

Streikwelle in Bursa

Bursa, die Partnerstadt Darmstadts in der Türkei, ist ein wichtiges industrielles Zentrum mit dem Schwerpunkt Fahrzeugbau. Es wird daher gelegentlich als das Detroit der Türkei bezeichnet. Die Kehrseite des viel beschworenen türkischen Wirtschaftswunders sind gewerkschafts- und arbeitnehmerfeindliche Gesetze, wobei die tägliche Praxis oft noch schlimmer ist (siehe hierzu: siehsmaso: Wo gewerkschaftliches Engagement gefährlich ist)

Eine wichtige Rolle bei der Entrechtung der Beschäftigten spielen unternehmerfreundliche Gewerkschaften, die Tarifverträge abschließen, die weitgehend den Vorstellungen der Unternehmer entsprechen. Ein solcher Vertrag wurde Mitte Mai im Werk von Renault abgeschlossen. Die Arbeiter_innen ließen sich das jedoch diesmal nicht gefallen. Sie legten die Arbeit nieder und lösten damit eine Streikwelle aus, die viele Betriebe Bursas und auch darüber hinaus ergriff. In den Automobilwerken in Bursa sind inzwischen vielerorts Arbeiterkomitees entstanden, die die Arbeitsniederlegungen selbstständig organisieren. 8000 Automobilarbeiter_innen sollen die Gewerkschaft Türk-Is aus Protest verlassen haben. Sie diskutieren, wie eine richtige Gewerkschaft aussehen müsste.

Regierung und Staat betrachten diese Entwicklung als Gefahr. Es wurden bereits rerchtsradikale Schlägertrupps eingesetzt, Aktivisten wurden verhaftet und Journalisten wegen "Aufwiegelung" festgenommen.

Im Folgenden wollen wir unseren Leser_innen einige Links anbieten zu Artikeln mit weiteren Informationen:

junge welt, 21.5.2015: Wilde Streiks in Bursa

Neues Deutschland, 22.5.2015: Beschäftigte gegen ihre Gewerkschaft

FAZ, 26.5.2015: Gefährliche Unzufriedenheit

FR, 27.5.2015: Arbeiterstreik im "türkischen Detroit"

Laufende Updates bietet die Materialsammlung "Aufruhr im Unternehmer-Paradies geht weiter" bei  labournet.de:

siehsmaso
26.05.2015
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