Die 1500 Wohnungen von Vonovia in Darmstadt sind nicht viel im Vergleich zu den über 13.000 des Darmstädter Bauvereins. Doch ist Vonovia damit groß genug, um den Wohnungsmarkt und die Entwicklung der Mieten mit beeinflussen zu können.
Eine Ankündigung des Vonovia-Chefs Rolf Buch sollte daher auch Mieter*innen alarmieren, die nicht in Wohnungen des Konzerns wohnen. Er gab bekannt, in Zukunft die Mieten an die Inflationsrate anzupassen. „Wenn die Inflation dauerhaft bei vier Prozent liegt, müssen auch die Mieten künftig jährlich dementsprechend ansteigen“, sagte Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch dem „Handelsblatt“. Sonst würden viele Vermieter in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.
Die Inflation ist neben dem Krieg in der Ukraine zurzeit das beherrschende politische Thema. Waren in den letzten Jahren die Mieten ein gewaltiger Preistreiber, so kommen jetzt Heizung und Benzin, aber auch Lebensmittel und Haushaltsgeräte dazu. Preissteigerungen von acht Prozent bei gleichzeitigen Lohnerhöhungen von nur zwei bis drei Prozent führen unweigerlich zur Verarmung besonders bei Menschen mit niedrigem Einkommen.
Die Inflationsrate liegt nicht, wie Buch beschönigend sagt bei vier Prozent, sondern aktuell bei acht Prozent und eine Mieterhöhung in diesem Umfang wäre für viele Mieter*innen unbezahlbar. Die Behauptung, dass Vermieter ohne Mieterhöhung in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, kann für Vonovia nicht gelten: Vonovia ist mit rund 550.000 Wohnungen, der größte Immobilienkonzern Europas. Die Gewinne sprudelten auch während der Coronakrise. Der Konzern verbuchte 2021 einen Gewinn von fast 1,7 Milliarden Euro. Zur Freude der Anteilseigner, die mit 1,66 Euro je Aktie die höchste Dividende in der Konzerngeschichte absahnen konnten. Für das laufende Jahr wird ein Plus von etwa zwei Milliarden Euro erwartet.
Die angekündigten Mieterhöhungen dienen also eindeutig nicht dem Ausgleich für gestiegene Kosten, sondern zur Sicherung und zur Erhöhung üppiger Dividenden.
Um diese Entwicklung zu stoppen ist ein bundesweiter Mietendeckel dringend notwendig. Die Ausführungen von Rolf Buch können auch als Argument dienen, die Diskussion um eine Vergesellschaftung der Immobilienkonzerne wieder aufzunehmen.