Erhaltet unsere Felder – stoppt den Flächenfraß

IGAB Arheilgen für Stärkung der stadtnahen Landwirtschaft
IGAB Arheilgen

Spätestens seitdem durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten global bedroht ist, wissen wir, wie fragil die landwirtschaftliche Versorgung der Menschen ist. Unsere Lage in Deutschland sieht da − im Unterschied zu vielen afrikanischen Ländern, die auf Weizen aus der Ukraine angewiesen sind − auf den ersten Blick noch sehr gut aus. Fast die Hälfte (46,4 %) der Flächen Deutschlands werden landwirtschaftlich genutzt. Das reicht aus, um alle zu ernähren und sogar noch zu exportieren. Natürlich sind wir auch auf Importe angewiesen, weil hierzulande nicht alles wächst, was wir gerne konsumieren, wie Oliven, Reis, Sesam, Kakao, Kaffee oder Gewürze.

Auf den zweiten Blick trübt sich das Bild: nur 22 % dieser landwirtschaftlichen Flächen dienen unmittelbar der Produktion von Nahrungsmitteln. 14 % sollen hingegen den ungebrochenen Hunger nach Energie befriedigen und der allergrößte Anteil von 60 % wird zur Produktion von Futtermitteln genutzt. Mit großem Flächeneinsatz befriedigen wir also das Bedürfnis nach Fleisch.

Man sollte allerdings diese Flächennutzung nicht generell verteufeln: fast die Hälfte dieser Futtermittelanbauflächen (4,7 von 9,96 Mio. ha) sind Dauergrünland. Und das hat einen immens hohen ökologischen Wert. Denn in Dauergrünlandböden ist mehr CO2 gespeichert als in unseren Wäldern. Bräche man das in Ackerland um, würden enorme Treibhausgasmengen freigesetzt. Dauergrünland funktioniert aber nur mit einer angepassten Weidewirtschaft, auf der so viel Freilandvieh – Kühe, Schafe, Geflügel – gehalten wird, wie dies Grünland ernähren kann. Und dies Vieh kann etwas, was wir Menschen nicht können: Gras verwerten.

Landwirtschaftliche Flächennutzung in Darmstadts Norden

Im Darmstädter Norden sind wir in einer exzellenten Situation, denn wir finden uns fast vollständig innerhalb jener statistischen 22 % landwirtschaftlicher Flächen, die der Produktion direkt konsumierbarer Nahrungsmittel dienen. Bauer Benz ist wie alle Landwirte unter starkem regulatorischem Druck und muss jede Facette seines Tuns dokumentieren. Dem lässt sich aber auch etwas Nützliches abgewinnen, wenn er schnell zusammenstellen kann, wie sich die Flächennutzung auf den Äckern östlich von Wixhausen und nördlich von Arheilgen differenziert. Da sehen wir, dass vom Weizen bis zum Spargel gut 95 % der Anbauflächen im Wesentlichen der Produktion von Lebensmitteln dienen (s. Anlage „Flächenanteile Feldfrüchte in Wixhausen-Ost).

Hinter den 2 % Grünland verstecken sich die ökologisch wertvollen Bachauen der Silz und des Mörsbachs, deren Mahd durch die Landwirte dem Landschaftsschutz dient. Und die Blüh- und Brachflächen dienen der Wahrung unserer stark bedrohten Biodiversität. Auch diese Leistung wird von den Landwirten – durch Pflege dieser Flächen bei Verzicht auf ihre Nutzung − erbracht.

Die besten Erdbeeren und den besten Spargel kauft man, wenn sie auf den Arheilger Äckern reifen und in den vielen Verkaufsständen der Bauern direkt vermarktet werden, nicht aber die Billigkonkurrenz aus Spanien, die aus den Rücken schlecht bezahlter marokkanischer Wanderarbeiter ihre Marktvorteile saugt.

Da gewinnt so mancher Stadtbewohner den Eindruck, auf unseren Äckern im Norden würden nur noch Sonderkulturen angebaut. Dem ist aber nicht so: fast die Hälfte der Flächen dient dem Anbau von Getreide (weniger Weizen, mehr Roggen), das in die Schloßmühle in Ober-Ramstadt geliefert wird, aus der es als Mehl in Bäckereien wie Bormuth zurückkommt. 12,5 ha Arheilger Weizenäcker reichen für 1,8 Mio. Brötchen und 33,6 ha Roggenäcker für 211.000 1 kg- Brote.

Wer ein wenig rechnen kann wird feststellen, dass das bei weitem nicht ausreicht, um die gesamte Darmstädter Bevölkerung zu ernähren. So können wir erkennen, wie kostbar die für eine Gesamtversorgung Darmstadts viel zu kleinen Ackerflächen im Norden Darmstadts sind, und wie sehr sie sich in die Vorstellungen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise einfügen, wenn die örtlich erzeugten Produkte auf kürzesten Wegen zu ihren Verbrauchern gelangen.

Das fügt sich auch in eine Zukunftsstrategie ein, die das Bundeslandwirtschaftsministerium unter Führung des Grünen Cem Özdemir verfolgen will und auf der FLORIADE Expo 2022 in Almere, Niederlande, so beschreibt:

Viele unserer Städte in Deutschland sind von ländlich geprägten Randgebieten umgeben. Traditionell sind dies Orte, in denen stadtnahe Landwirtschaft ausgeübt werden kann. So wird im Übergangsgebiet von der Stadt zum Land seit jeher die Ernährungssicherheit von Großregionen gewährleistet. Lieferketten und Transportwege können dort durch Direktvermarktung entscheidend verkürzt werden. Insgesamt wird der Nahversorgerraum durch Nahrungsmittelproduktion und -vertrieb in das Ökosystem Stadt integriert: räumlich, aber vor allem auch wirtschaftlich.(Glückliche Stadtmenschen in stadtnaher Landwirtschaft – Präsentation des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auf der FLORIADE Expo 2022 in Almere, Niederlande)

In eine solche Strategie fügt sich aber gar nicht ein, wenn die Grüne Darmstädter Stadtregierung diese kostbaren landwirtschaftlichen Flächen in Gewerbegebieten umwandeln will, deren Versiegelung all die wertvollen ökologischen Funktionen der in Jahrtausenden entstandenen Böden in kürzester Zeit ‚nachhaltig‘ erlöschen lässt.

Stärken wir daher die stadtnahe Landwirtschaft und verhindern wir deren Vernichtung durch Umwandlung in Gewerbegebiete!

Interessengemeinschaft Arheilger Bürger (IGAB)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

17.08.2022