Die deutsche Politik und große Teile der Medien haben sich im Nahost-Konflikt vollkommen einseitig an die Seite Israels gestellt. Der politische Kontext, in dem das Massaker der Hamas und anderer Palästinensischer Organisationen stattfand, wird ausgeblendet. Die Einhaltung des Völkerrecht wird angemahnt, aber es wird nicht ernsthaft versucht, ihm Geltung zu verschaffen. Und die Frage, ob angesichts der länger als vier Monate andauernden militarischen Angriffe mit mehr als 25.000 zivilen Opfern, massiven Zerstörungen und weitgehendem Entzug von lebensnotwendigen Gütern ein Genozid geplant ist, kann in Deutschland kaum diskutiert werden. Wir wollen aber trotz des öffentlichen Drucks genau darüber sprechen.
Und wir wollen unsere Gedanken darüber austauschen, welche Schritte zu einer friedlichen und gerechten Zukunft in Israel und Palästina führen können. Ist eine Zwei-Staaten-Lösung noch möglich, oder erscheint ein gemeinsamer Staat aller Menschen in Israel und Palästina als das realistischere Ziel? Wie können die Verhältnisse so verändert werden, dass beide Seiten zu ernsthaften Verhandlungen gezwungen sind und auch Vorteile darin sehen, eine gemeinsame Lösung zu finden? Was sollte die Rolle Deutschlands dabei sein, und welche Forderungen müssen wir deshalb an unseren Politikerinnen und Politiker stellen?
Hans Christoph Stoodt (evangelischer Theologe, Autor und Blogger)wird die aktuelle Eskalation in den historischen Kontext einbetten und erläutern, mit welchen Argumenten z.B. in der südafrikanischen Klage vor dem IGH der Vorwurf des Genozids begründet wird.
Wieland Hoban (Vorsitzender des Vereins „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“) hinterfragt den Gebrauch des Antisemitismus-Vorwurfs in der deutschen Debatte sowie die Art und Weise, wie die BRD der besonderen deutschen Verantwortung nach der Shoah gerecht werden will. Außerdem berichtet er über die Stimmung in Israel und über die Motive jüdischer Menschen, die sich – wie er selbst – der Politik der israelischen Regierung entgegen stellen.
Mohammed Ghanem (Vorsitzender Palästinensische Gemeinde Hessen) schildert die humanitäre Lage in Gaza und im Westjordanland. Er berichtet über die politischen Verhältnisse in Gaza und im Westjordanland und über die Entwicklung der Hamas.
Baraa Abu El-Khair (Demo-Organisator in Frankfurt, Gründer und Aktivist „Peace Check“) erklärt, was ihn als deutschen Staatsbürger mit palästinensischen Wurzeln dazu gebracht hat, sich mit dem Aufbau einer Vernetzung im Rhein-Main-Gebiet der internationalen Kampagne für ein freies Palästina anzuschließen, und stellt die Haltung und die Forderungen der Menschen vor, die sich den Protesten anschließen.
Anschließend diskutieren die Gesprächspartner auf dem Podium ihre Überlegungen, wie eine Deeskalation und eine Lösung für ein friedliches Zusammenleben beider Seiten in Israel/Palästina erreicht werden kann. Schließlich steigt dann auch das Publikum in die Debatte ein.